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Kleine Realsatire über die Fans der Leica
Leica-Fans sind ein eigenes Völkchen. Sie mögen Christen sein,
Moslems, Juden oder sonst was: für sie gibt es (außer Gott) nichts
Größeres, Schöneres als Leica, nichts Besseres, eigentlich gar
nichts außer Leica, Gott wiederum ausgenommen. Daraus
ergibt sich kurz und bündig: Nikon,
Canon, Pentax, Zeiss – nichts. Ewig unübertrefflicher Höhepunkt des
Kamerabaues: Leica. Höhepunkt der technischen Entwicklung ist nicht
nur das neueste Modell, nein, jede Leica für Film, ein Modell nach dem
anderen, von der Leica I bis zur M7, ist einsame Spitze. denn wie
gesagt: bei Leica folgt ein Höhepunkt dem anderen. Nacheinander
natürlich, denn die Technik des Kamerabaues bei Leitz und nunmehr
Leica schreitet fort. Neuester Höhepunkt ist die neue Leica MP, wie
denn auch sonst? Was
macht’s, dass Nikon in einer Woche mehr Kameras baut als Leica im
ganzen Jahr? Nichts. Irgendwer muss ja die Bedürfnisse der Masse
unbedarfter Fotografen befriedigen. Die Spitzenmodelle von Nikon,
Canon etc. sind, wenn überhaupt, nur unwesentlich weniger gut,
kosten aber bloß ein Drittel? Ist das von Bedeutung? Nein. Das Beste
war schon immer teurer als die Massenware.
Vielseitiger sind die SLR-Systeme von Nikon, Canon etc.? Wer braucht
schon Vielseitigkeit? Ist nicht Henry Cartier-Bresson der größte
Fotograf aller Zeiten? Und was hat er benützt? Eine altmodische
Schraubleica und max. zwei Wechselobjektive (und die nur selten!) –
das Beste natürlich, damals. Dass es damals keine vernünftig
ausgestatteten SLRs gab, was macht`s? Nichts. Wer braucht mehr? Extreme
Weitwinkelobjektive, Teleobjektive über 135 mm Brennweite? Torheit!
Modesache! Man kann ja näher ans Motiv herangehen oder weiter weg.
Wozu hat der Leica-Fotograf denn Füße? Wer
braucht schon Autofokus? Niemand, Sehbehinderte ausgenommen, denen
die manuelle Einstellung der Schärfe schwer fällt. Arme Menschen
das! Sie müssen sich halt mit Nikons und Canons etc. zufrieden
geben.
Die Synchronisationszeit beträgt bei den Nikons, Canons und dergleichen bis 1/250 Sekunde, bei den M-Leicas 1/50 Sekunde, seit 50 Jahren unverändert? Und? Bei Tageslicht blitzen sei bei einer Synchronisationszeit von 1/250 Sekunde einfacher und man erhalte bessere Bilder? Ja, kann denn ein Bild mit einer Nikon, Canon etc. überhaupt gut sein? Ein Leicafotograf verwendet ein Blitzgerät doch
nur, wenn es stockfinster ist. Aufhellung von Schatten im
Gegenlicht? Das zerstört doch nur die Stimmung. Recht
haben die Leica-Fans, ganz ohne jeden Zweifel. Zweifel
haben sie ohnehin nicht, denn siehe, werden die Leica-Fans nicht
jeden Tag mit den schriftlichen Ergüssen anderer Leica-Fans in ihrer
Überzeugung in den genannten Foren noch bestärkt? Und die Dichter und Denker, welche Artikel
verfassen und Prospekte etc., schreiben die denn nicht auch alle
miteinander das Selbe?
Ja, es ist schon so. Mit
einer Leica eine Aufnahme zu machen, irgendeine, ob gut oder
schlecht, das verleiht einem ein ganz besonderes Maß an
Befriedigung, ein Glücksgefühl, das es so nur einmal gibt – mit
einer Leica natürlich immer wieder, bei jeder Aufnahme, unablässig
aufs Neue. Das
wollen Sie partout nicht glauben? Dann lesen Sie doch einmal, was
besondere Leica-Fans sowie Dichter und Denker über die Leica so von
sich geben, von den Fotozeitschriften gar nicht erst zu reden,
vor allem, wenn sie „testen“. Wo lesen Sie Entsprechendes über die Leica MP, auszugsweise natürlich, denn man könnte Bibliotheken mit Lobeshymnen über die Leica füllen? Na, hier, samt meinen Kommentaren. Haben
Sie bis hierher gelesen, können Sie sich deren Inhalt ja wohl
vorstellen.
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16. März 2003 |